Synoptische Übersicht Kurzfrist - täglich 08 und 18 Uhr UTC

syn Vorhersage

Synoptische Uebersicht - Kurzfrist

T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:TIZIAN mit Bambule zum Jahresstart vor allem in der Nordhälfte windiger bis stürmischer und sehr wechselhafter Januarbeginn mit zunehmend winterlichen Komponenten.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

 Aktuell ... sind´s nur noch wenige Stunden und 2025 ist Geschichte. 2026 steht vor der Tür und wie immer gilt: neues Jahr, neues Glück. Ein erster Ausblick derbesonderen Art nicht ganz ernstgemeint wurde bereits am gestrigen Dienstag in der berühmtesten aller DWDinternen Kategorien, dem "Thema des Tages" veröffentlicht. Ich kann nur sagen, es lohnt sich wirklich, die Äuglein nachträglich auf das kurze Bulletin zu werfen. Allzu tief muss man im Archiv ja nicht graben (genau 1 Tag zurück).Hier und heute blicken wir nicht ganz so weit voraus, im Gegenteil, wir befassenund mit dem Jahreswechsel respektive dem Jahresstart. Und, was soll ich sagen, nach wochenlanger Grundschichttristesse hat sich der Spieß deutlich gedreht. Statt über Inversion, Nebel oder Hochnebel sprechen wir nun endlich mal wieder über Wind, Sturm, Schneefall, Gewitter usw. Für Meteorologen gleichsam wie für Anhänger dynamischer Wetterlagen winterlicher Prägung ein zwar verspätetes, dafür aber umso schöneres Weihnachtsgeschenk. Auf alle Fälle besser als Socken, Schlafanzüge oder Süßigkeiten, wobei Letztere beim Verfasser jederzeit große Freude hervorrufen. Zur Lage, die bestimmt wird von einer gut ausgeprägten mäandrierenden Frontalzone, die von Ostgrönland über Mittel bis nach Südosteuropa verläuft undsomit eine NordwestSüdostExposition aufweist. Ostnordöstlich davon befindet z.T. sehr niedriges Potenzial mit mehreren Minima dicht bei 500 gpdam, gemeinhinalso ein mordsmäßiger Trog, der mit satter und hochreichender Kaltluft gefüllt ist. Als Gegenspieler fungiert ein vergleichsweise schmaler, dafür arg in die Länge gezogener Rücken, der von Südgrönland via UK/Irland bis hinunter zum westlichen Mittelmeer bzw. Algerien/Tunesien reicht. Korrespondierend dazu finden wir auf der Bodenwetterkarte die Damen JASMIN und KAREN, ihres Zeichens Hochdruckgebiete, denen die besondere Ehre zuteil wird, sich ins neue Jahr "retten" zu können, in dem Hochdruckgebiete wieder zur Männersache werden. Deutschland liegt nun genau im Übergangsbereich der beiden Schwerpunktzonen unterhalb der Frontalzone, die mit veritablen Höhenwinden aus nordwestlichen Richtungen aufwartet. Zwar gab es heute in Verbindung mit einem kleinen Randtief(SANDRO) und der zugehörigen Warmfront von der Nordsee her einen kleinen Mildeinschub (T850 um 3°C; erwärmte polare Meeresluft mPs), im Grunde wird nun aber permanent Polarluft arktischen Ursprungs in den Vorhersageraum gesteuert, die zudem immer labiler wird. Und da dem guten, bald über Polen abziehenden SANDRO nun ein Wirbel ganz anderer Kategorie folgt Gott zum Gruße TIZIAN , geht es in nicht allzu ferner Zukunft ordentlich zur Sache, vor allem beim Wind/Sturm, aber auch in Sachen Niederschlag/Konvektion. Ausgestattet mit einem äußerst gut proportionierten Randtrog zieht TIZIAN in der Silvesternacht unter Vertiefung auf unter 985 hPa von der Norwegischen See aufs südnorwegische Festland, um morgen Mittag mit unter 975 hPa im Oslofjord zu ankern. Durch den Druckfall über Skandinavien und der Nordsee nimmt der Gradient auch bei uns kontinuierlich zu. Mit Rückdrehen auf Südwest frischt der Wind im Nordenstark, an der Nordsee sowie partiell an der Ostsee (dort vielfach ablandige oderküstenparallele Windkomponente) stürmisch auf. So muss vornehmlich in der zweiten Nachthälfte insbesondere im nordwestdeutschen Binnenland sowie in SchleswigHolstein vermehrt mit Böen 7 Bft gerechnet werden. Während sich der "Südwest" an der Ostsee mit Böen 7, vereinzelt 8 Bft noch einigermaßen geschmeidig gibt, stehen der Nordsee inkl. dem küstennahen Binnenland Böen 89 Bft, am Morgen auf Helgoland sowie den Nordfriesischen Inseln und den Halligen vielleicht sogar vereinzelten 10 Bft auf der Karte. Ähnlich hoch das Niveau (810 Bft) in exponierten Höhenlagen der nördlichen und zentralen Mittelgebirge plus Bayerischer Wald, auf dem Brocken orkanartige Böen 11 Bft. Ansonsten gilt es noch zu konstatieren, dass die vornehmlich in der Nordosthälfte auftretenden Niederschläge mit Rückdrehen des Windes nach Osten verlagert werden und dabei gleichzeitig von Westen her nachlassen. Trotzdem können gerade im Harz und im Erzgebirge weitere 5 bis 10 cm Neuschnee dazukommen, während die Raten in den übrigen Mittelgebirgen geringer ausfallen. Im nord und ostdeutschen Tiefland fällt überwiegend Regen und im Süden nichts oder so gut wie nichts. Im äußersten Süden und Südwesten kommt noch nicht mal die Bewölkung aus der Mitte an, weshalb es dort auch am kältesten wird: 3 bis 7°C, vom Allgäu bis hinüber zum Südschwarzwald sowie zum Hochrhein lokal um oder unter 10°C. Weitgehend frostfrei bleibt es im gesamten Norden und Nordwesten abzüglich eines schmalen Streifens zwischen Vorpommern und Oderbruch.Und dazwischen, also in der breiten Mitte, herrscht thermische Mischphase, heißt, teils leichter Frost, teils frostfrei. Es lohnt sich beim Autofahren alsoein Blick auf das Thermometer, denn es kann stellenweise glatt werden, vor allemdurch gefrierende Nässe oder Neuschnee.

 Donnerstag ... nistet sich wie schon beschrieben Kollege TIZIAN (der international übrigens Anna heißt) kurzzeitig über dem Oslofjord ein, bevor er weiter nach Südschweden zieht. Mit dicht bei 975 hPa im Kern legt er eine mehr als ordentliche Performance hin, die ihm den Titel Sturmtief beschert. Zurecht, wie die Windentwicklung hier bei uns eindrucksvoll belegt. Etwas über 25 hPa zwischen Flensburg und Garmisch sind eine ordentliche Hausnummer, die Spuren hinterlässt. So frischt der Südwest bis Westwind insbesondere in der Nordhälfte, etwas abgeschwächt aber auch über die Mitte bis in den Süden (dort vor allem das Bergland) ausgreifend spürbar auf. Dabei ist nicht nur der wuchtige Gradient Motor des Geschehens, auch die zunehmende konvektive Komponente leistet einen nicht unerheblichen Beitrag.
 Von der Nordsee her greiftnämlich der o.e. Randtrog auf das Vorhersagegebiet über, der mit Höhenkaltluft um 35°C auf 500 hPa gefüllt ist. Bei T850 um 4°C bedeutet das eine äußerst prominente Labilität, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten.Hinzu kommt auf der unmittelbaren Südflanke des Troges ein ordentlicher LLJ mit rund 50 Kt auf 925 hPa und rund 60 Kt auf 850 hPa. Lange Rede, knackiger Sinn. Der Wind erreicht von den Küsten bis weit ins Binnenland hinein in Böen wiederholt Stärke 78 Bft, exponiert sowie bei kräftiger Konvektion auch mal 9 Bft. Etwas handzahmer gestaltet sich das Strömungsgeschehen in Teilen der Mitte sowie Ostdeutschlands (siehe dazu auch aktuelle Warnkarte). Dafür gibt´s an den Küsten einen fetten SWWSturm mit Spitzen 9 Bft, an der Nordsee mit erhöhter, an der Ostsee mit geringerer Wahrscheinlichkeit 10 Bft, auf dem offenen Wasser der Deutschen Bucht bis 11 Bft. Dick dabei natürlich auch das höhere Bergland mit 8 bis 10, exponiert (Brocken/Fichtelberg) 1112 Bft.Wetter gibt´s freilich auch, wobei zunächst mal ein relativ schmales, skalig motiviertes Regenband (PVAMaximum am Südrand des Troges) von der Nord und Ostsee landeinwärts zieht. In den Vorhersagekarte für Donnerstagmittag wurde zwar eine teilokkludierte Kaltfront an das Tief TIZIAN gebunden, allerdings ist diese aufgrund kaum vorhandener thermischer Unterschiede in Frage zu stellen. Nicht wundern also, wenn die Front in der morgigen Analyse nicht erscheint. Auf alle Fälle erreicht das Band bis zum Abend den zentralen Mittelgebirgsraum, wobei der Niederschlag auf dem Weg dorthin zunehmend von Regen in Schnee übergeht. Im Harz sowie den westlichen Mittelgebirgen kann dabei mit 1 bis 5 cm Neuschnee gerechnet werden. Interessanter und turbulenter wird es dann in den nachfolgenden Schauern, die sich aufgrund hervorragender Scherungsbedingungen (Geschwindigkeit) in Straßen organisieren können, in denen wiederholt mit ordentlich Wucht Niederschlag abgelassen wird. Zunächst dürfte neben Graupel noch die flüssige Phase überwiegen, doch je länger der Tag dauert (und je mehr Höhenkaltluft einströmt),desto höher die Wahrscheinlichkeit für (Nass)Schneeschauer bis ganz unten. Hinzukommen vornehmlich über See und in Küstennähe einige knackige Graupel oder Schneegewitter mit der Gefahr schwerer Sturmböen 10 Bft. Angesichts solch turbulenter Aussichten wird man in Süddeutschland, namentlich in großen Teilen Bayerns und BaWüs die Augen rollen und fragende Blicke aufwerfen. Was ist da los bei euch im Norden? Reste der schwächelnden Hochdruckzone (KAREN) sorgen hier nämlich für einen trockenen, sonnigen und relativ windarmen (außer auf den Bergen) Jahresstart, der nach frostiger Nacht mit Werten um 0°C oder leichten Plusgraden aufwartet. Leichten Dauerfrost gibt es im höheren Bergland, wohingegen vom Norden bis Fischtown (für nicht Eishockeyfreaks BHV) und von Cuxhaven bis zum Hindenburgdamm sowie den zahlreichen vorgelagerten Inseln 6 oder 7°C auf dem Zettel stehen zumindest bis die dicken Huschen kommen.
  In der Nacht zum Freitag zieht Tief TIZIAN via Südschweden gen Gotland, wobei essich kaum auffüllt. Auf seiner Rückseite deuten die Modelle ein kleines Randtiefoder mindestens mal einen kleinen, aber ausgeprägten Bodentrog an, der über die Kimbrische Halbinsel in die westsüdwestliche Ostsee zieht. Damit wird schnell klar, dass Wind und Wetter nicht wirklich zur Ruhe kommen. Zwar wird der Südwest bis Westwind gerade im Binnenland etwas nachlassen, einschlafen tut er aber mitnichten. An der See und im höheren Bergland bleibt es stürmisch, wobei sich das Maximum je nach genauer Zugbahn des Randtiefs/Bodentrogs (noch nicht eingetütet) von der Nord zur Ostsee verlagern soll mit Böen bis 10 Bft. Weiterhin hochspannend auch die Niederschlagsentwicklung, die von der Südausweitung des Potenzialtroges inkl. Höhenkaltluft geprägt ist.
 Am Morgen liegt fast über der gesamten Nordhälfte eine teil sehr labil geschichtete maritime Polarluft, in der T500 um 35°C aufweist. Und da die Luft niedertroposphärisch auch immer weiter abkühlt (landesweit 5 bis 8°C), wird auch die Schneephase der konvektiven Niederschläge immer dominanter bei gleichzeitiger Ausweitung nach Süden. Heißt im Norden nicht ausschließlich aber deutlich vermehrt Schneeschauer bis ganz runter, teils kräftig mit leichter Nassschneeakkumulation oder Schneematsch. Gratis dazu einige Wintergewitter.
 Am interessantesten ist aber das Szenario, das einige hochaufgelöste Modelle (u.a. AROME, ICOND2, Super HD) für das nördliche NRW inkl. benachbartes NDS bis hinüber in die Harzgegend simulieren. Demnach stellt sich ein von der südwestlichen Nordsee über die Niederlande bis zu uns reichender Korridor mit erhöhter Schneefallaktivität ein, der durch Stau in den Mittelgebirgen noch verstärkt wird. Zwar sind die Messen diesbezüglich noch nicht final gelesen (dieEPSe zieren sich noch ein wenig, sind aber auch nicht immer brandaktuell), gleichwohl sollte es uns nicht völlig wundern, wenn in der Nacht strichweise 5 bis 10, in Staulagen um 15 cm Neuschnee abgeladen werden. Eine Neubewertung der Lage erfolgt morgen früh in der Hoffnung, dass die Frühdienste einen nicht allzuschweren, silvestergeschädigten Brummschädel auf den Hälsen tragen nee Spaß und Hut ab vor den Freiwilligen, die die morgigen Neujahrsfrühdienste besetzen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass in den Berglagen, wo es viel und trockengeschneit hat (höheres Bergland) das Thema Verwehungen substanziell hochkocht. Ansonsten bliebe nur noch hinzuzufügen, dass es im Süden und in der Mitte recht verbreitet, im Norden nur punktuell leichten Frost gibt, potenzielle Glätte durch Schnee oder Eis inklusive.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC


 Freitag ... Für heute und dieses Jahr reicht es, morgen früh geht´s weiter mit der ersten Übersicht in 2026. Die wird einmal mehr spannend und interessant, weil erstens die Vorhersage von heute verifiziert und zweitens auch der Freitag was zu bieten hat. In diesem Sinne einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr mit hoffentlich vielen interessanten Wetterlagen!Modellvergleich und einschätzungEs ist alles geschrieben.

Vorhersage und Beratungszentrale Offenbach  Dipl. Met. Jens Hoffmann

Datenbasis : Deutscher Wetterdienst - Text ungekuerzt

Synoptische Übersicht - Kurzfrist

Die Synoptische Übersicht - Kurzfrist zeigt auf der Grundlage der verschiedenen Modellrechnungen die Einschätzung und Entwicklung des Wetterverlaufs für den Zeitraum Heute bis Übermorgen.
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